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Seife aus Bratöl: gute Nachrichten vom Planeten!

Koreanische Delegation zu Besuch in der Region West

Ludwigshafen, 17.5.23. – „30-50.000?“ Mitunter sind es schlichte Nachfragen, die lange Erzählungen überflüssig machen. Jener Gemeindepfarrer aus Korea, zum ersten Mal zu Besuch in Deutschland, möchte nur die durchschnittliche Teilnehmerzahl der Kochgruppe in der Bayreuther Straße wissen – er ist eben andere Dimensionen gewöhnt. Während es Ludwigshafen gerade einmal auf 170.000 Einwohner bringt, wohnen in Seoul 22 Millionen. Nein, nur für Tausendstel (!) hat die Gemeinwesenarbeit der ÖFG Räumlichkeiten und Spendenmittel zu Verfügung. Wie aber läuft soziale Arbeit in den Obdach-Vierteln einer Multimillionenstadt? Um das zu erfahren, müssten wir uns einmal zu einem Gegenbesuch aufmachen … Zunächst aber geht es am 17. Mai darum, einer koreanischen Abordnung aus dem Berufsbereich der Sozialen Arbeit im kirchlichen Dienst möglichst spannende Projekte in der Pfälzischen Industriestadt zu zeigen.

Mit Umsicht und Gespür geführt wird die Gruppe von Paulina Kiefhaber, der polyglotten Referentin des MÖD in Speyer. Was so ein bisschen nach Geheimdienst klingt, heißt ausgeschrieben „Missionarisch-Ökumenischer Dienst“: im Zeichen von Fisch und Taube werden weltweit Kommunikationsanlässe geschaffen, um für „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ Foren aufzubauen. Einander kennenlernen, Zusammenarbeit in einem größeren Rahmen denken – genau darum ist es auch der Delegation aus Seoul zu tun. Ausnehmend gut passt dabei die zusätzliche Begleitung durch Heidrun Perron, bis heute in der Partnerschaftsarbeit mit Ghana und eben Korea aktiv. Viele Jahre lang wirkte sie als Jugendreferentin in Speyer.

Erste Station an besagtem Tag ist die Apostelkirche im Hemshof, inklusive Suppenküche, ein tagtägliches Angebot für über 70 Menschen, die auf ernährungsunterstützende Maßnahmen angewiesen sind. Es folgt die Teestube in der Rohrlachstraße, nach der Ära Rothenberger zu neuer Blüte gelangt durch Stefan Veil. Ausnehmend gut frequentiert ist diese zentrale soziale Basiseinrichtung Ludwigshafens, so dass die Interessierten aus Korea nur der Reihe nach eingelassen werden können. Aufgrund von Jetlag und nachfolgende einer gewissen physischen Erschöpfung wird die geplante Wanderung zu einer Busreise transformiert; ein Glück, dass Heidrun Perron auch das Anforderungsprofil einer Busfahrerin vollauf erfüllt.

Nach der Begrüßung durch die Gemeinwesenarbeit der ÖFG folgt eine Gesprächsrunde Im „ExperiMatthäus“-Garten in nächster Nähe zum Hauptfriedhof. Es zeigt sich, dass in Korea nicht nur Inhalte der europäischen Geschichte vermittelt werden, sondern auch ein hoher Bedarf besteht, die sozial-politische Situation im Deutschland von heute zu verstehen. Die Diskussion wird intensiv fortgeführt im Anschluss an einen Vortrag im Büro der GWA in der Bayreuther Straße. Dabei wird deutlich, dass Fakten zur marginalisierten Lage der Menschen im Ludwigshafener Obdach mehr Erstaunen … und Entsetzen hervorzurufen in der Lage sind, wenn sie konkret geschildert werden und nicht auf der Ebene eines allgemeinen Austauschs steckenbleiben. Damit ist Tag 1 noch nicht vorbei. Im Haus der Diakonie geht es weiter mit Fragen und Antworten von Fachkraft zu Fachkraft. Über alle Sprachbarrieren hilft Paulina Kiefhaber hinweg. – Ja, auch in Ludwigshafen gibt es etwas zu erleben, wenn es auch im Vergleich mit Seoul wie ein Kuhdorf wirkt, allerdings ohne Kühe. Als Gastgeschenk erhält die ÖFG eine Anstecknadel nebst einem Jutebeutelchen mit selbstproduzierter Seife: aus gebrauchtem Bratöl wohlgemerkt. Vielleicht eine Anregung für neue hiesige Projekte?

 

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